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UBER IN INNSBRUCK:

bisher nur wenig beachtet

MIT DEM MARKTEINTRITT IN DER TIROLER LANDESHAUPTSTADT IST UBER JETZT IN VIER DER FÜNF GRÖßTEN STÄDTE ÖSTERREICHS AKTIV. IM STRAßENBILD IST NACH EINEM MONAT NOCH WENIG DAVON ZU SEHEN.

Seit dem 30. August führt der US-Fahrtendienst Uber auch in Innsbruck und Umgebung Taxifahrten durch. Ein Konzernsprecher bezeichnet den Schritt als Reaktion auf die große Nachfrage.
Mit dem Markteintritt in Innsbruck setzt der US-Konzern, der in Österreich im Unterschied zu anderen Ländern keinen illegalen Taxi-ähnlichen Verkehr, sondern wegen des Einheitsgewerbes seit Anfang 2021 nur noch Taxifahrten vermitteln kann, seinen Expansionskurs fort. Nach dem Start 2014 noch mit Mietwagenfahrten in Wien (1,9 Millionen Einwohner) und später in Salzburg (157.000) und Graz (298.000) ist Innsbruck (131.000 Einwohner) die vierte Landeshauptstadt in Österreich, in der Taxifahrten per Uber-App vermittelt werden.

ÖPNV in Innsbruck

Credit: Axel Rühle/Taxi Times

Nach Angaben von Uber bestand bereits eine hohe Nachfrage. Der österreichische General-Manager für Uber, Martin Essl, sagte: „Im letzten Jahr haben wir mehr als 100.000 Zugriffe auf die Uber-App in Innsbruck registriert. Wir freuen uns, dieses große Interesse in Zukunft auch bedienen zu können.“ Er freue sich über die positive Rückmeldung vieler lokaler Taxiunternehmer, „die gerne mit uns zusammenarbeiten wollen.“ Oberstes Ziel des Konzerns sei es, den Innsbruckern eine leistbare, sichere und verlässliche Alternative zum eigenen PKW zu bieten und gleichzeitig ein guter Partner für die Unternehmerinnen und Unternehmer zu sein – auch in Österreich hören die Uber-Manager nicht auf, das immer gleiche Märchen zu erzählen. Die „lizenzierten TaxiunternehmerInnen aus der Region“, mit denen Uber ausschließlich zusammenarbeiten wolle, könnten sich nun auf „zusätzliche Fahrten sowie nationale und internationale Gäste freuen“. Wie die Nachfrage nach Fahrten nur durch das Auftauchen eines weiteren Vermittlers steigen soll, kann der Manager selbstverständlich nicht begründen.

In der Wirtschaftskammer Tirol (WKT) nimmt man die Neuerung gelassen. Florian Heel, stellvertretender Obmann der Fachgruppe Beförderungsgewerbe mit Pkws, wird in der Presse zitiert: „Die Fahrt wird dann zwar über die Uber-App gebucht, trotzdem wird dann ein Taxi kommen.“ Dadurch sei die Qualität eines Taxiunternehmens garantiert und die Fahrgäste können sich darauf verlassen, „dass geschultes Personal mit gepflegten Autos, und nicht einfach eine Privatperson mit irgendeinem Auto kommt“, so Heel. Auch würden Tirols Taxiunternehmen keine Aufträge verlieren und an den Fahrpreisen würde sich nichts ändern. „Es wird nicht günstiger, weil auch Uber muss sich an die Tarifzone, in diesem Fall in Innsbruck, richten“, so der Branchenvertreter.

In Österreich gelten nicht flächendeckend definierte Taxitarife und Beförderungspflicht wie in Deutschland, doch haben größere Städte meist einen festgelegten Tarif, so auch Innsbruck. Wer ihn unterschreitet, egal, ob bei einer von Uber vermittelten oder einer anderen Fahrt, macht sich strafbar. „Das konnte man so unter Kontrolle bringen, dass man die Konkurrenz ausspart“, wie Heel es formuliert.

Alle Taxitarife in Österreich werden auf Antrag der Gemeindeverwaltungen von der jeweiligen Landesregierung festgelegt, wie WKT-Obmann Markus Freund gegenüber Taxi Times erläutert. Im Land Tirol, das bei geplanten Tarifänderungen immer die Arbeiterkammer Tirol, die Wirtschaftskammer als Interessenvertretung der Taxibranche sowie die Stadt Innsbruck einlädt, gibt es nur einen einzigen staatlich festgelegten Taxitarif, und der gilt ausschließlich für Fahrten innerhalb der Innsbrucker Stadtgrenzen, laut Freund ein eher kleiner Teil des Geschäfts. Für alle anderen Fahrten sind die Preise frei zu vereinbaren, ganz ähnlich wie bei Fahrten über Pflichtfahrgebietsgrenzen hinweg in Deutschland.

Uber kann innerhalb von Innsbruck und der anderen österreichischen Städte also keine Fahrten zu anderen Preisen vermitteln, als der jeweilige Taxitarif hergibt, sondern nur bei Fahrten über die Stadtgrenze bzw. im Umland. Würden die Behauptungen stimmen, dass Uber-Fahrten weltweit meist billiger sind als Taxifahrten, so müsste der Konzern sich folglich freuen, dass er hier absolut gesehen teils höhere Vermittlungsprovision erhält. Laut Heel verlangt Uber aber bis Ende dieses Jahres in Innsbruck und Umgebung nur fünf Prozent – ein Lockangebot für Unternehmer, das Heel durchschaut. In anderen Ländern sind 25 Prozent üblich. Nach Heels Einschätzung wäre eine solch hohe Provision für ein kooperierendes Taxiunternehmen und seine Fahrer in Österreich allerdings uninteressant, da sie aufgrund des nicht möglichen Preisdumpings die Gewinnmarge zu sehr schmälern würde.

Taxis in Innsbruck

Credit: Axel Rühle/Taxi Times

Auch deshalb sieht Heel den zusätzlichen Vermittler in der Region laut ORF entspannt: „Konkurrenz belebt das Geschäft, jeder muss selber wissen, ob er sich günstiger verkauft oder nicht.“ Die Kundschaft verfüge nun über eine zusätzliche Möglichkeit, was eine Bereicherung sei, weil man über eine App bestellen könne. Auch in der WKT habe man eine App entwickelt. Uber werde sicher Fuß fassen. „Die Frage ist nur: Wie lange und in welchem Ausmaß“, so Heel. Bei der gemäßigten Vermittlungsprovision von fünf Prozent denkt Heel, der einen Taxibetrieb wenige Kilometer östlich von Innsbruck, in Hall, hat, sogar selbst darüber nach, sich Fahrten von Uber vermitteln zu lassen. Er rechnet aber damit, dass der Konzern die Provision zum Jahreswechsel deutlich erhöht, was die Kooperation dann unattraktiv machen würde.

Im Straßenbild von Innsbruck sind gut drei Wochen nach Ubers Markteintritt noch keine Taxis mit sichtbarer Uber-Reklame wie in Wien oder Salzburg präsent. Auch unter den Fahrern herrscht keinerlei Beunruhigung. Ein Ein-Wagen-Unternehmer, der sich vorletzten Freitag an den Tirol-Kliniken in der Anichstraße bereithält, berichtet, er sei im Vorfeld von Uber angeschrieben worden, habe aber kein sonderliches Interesse, mit dem Konzern zusammenzuarbeiten. Die Aufträge der beiden Zentralen – es gebe eine große und eine kleinere in der Landeshauptstadt – ergäben zusammen mit Winkern und Einsteigern ein auskömmliches Geschäft. Auch unter den Kollegen in seinem Bekanntenkreis habe er kaum Interesse an Uber vernommen. Ein angestellter Fahrer vor dem Hauptbahnhof am Südtiroler Platz sagt auf die Frage nach Uber, er habe zwar irgendwo gehört, dass der Konzern künftig in Innsbruck präsent sein wolle, doch wisse er nichts Konkretes und habe auch überhaupt kein Interesse. Offenbar ist von der Innsbrucker Uber-Nachfrage vor Ort weniger zu spüren als in Kalifornien.

Taxis am Innsbrucker Hauptbahnhof

Credit: Axel Rühle/Taxi Times

Das geringe Interesse versuchen die Uber-Strategen neuerdings durch eine etwas verzweifelt anmutende Werbekampagne zu verbessern: Sie werben dafür, dass Fahrgäste auch Tiere mitnehmen können – in einem Großteil der Taxis seit Ewigkeiten eine Selbstverständlichkeit. Um diesem Dienstleistungsangebot auch zur gewünschten Wahrnehmung zu verhelfen, haben sie sich sogar einen Extra-Markennamen ausgedacht: „Uber Pet“.

Einen tatsächlichen Wettbewerbsvorteil hat Uber aber auch in Österreich: Der Fahrpreis wird bei der Bestellung über die Uber-App im Voraus berechnet. Was passiert, wenn der Fahrpreis sich einmal durch einen nötigen Umweg aufgrund einer Straßensperrung oder durch Stau mit längeren Stillständen erhöht, wird die Erfahrung zeigen. Im Unterschied zum Wiener Tarif wird der Fahrpreis beim Innsbrucker Tarif nur bei Stillstand des Taxis auch nach Zeit berechnet, so wie in den meisten deutschen Taxitarifen. Er errechnet sich ansonsten sehr einfach: Der erste Kilometer kostet seit Jahresbeginn werktags von 6 bis 22 Uhr 7,10 Euro und nachts sowie an Sonn- und Feiertagen 8,70 Euro, jeder weitere Kilometer kostet zwei Euro. Die Warteminute kostet 50 Cent.

(Taxi Times/ar)

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16.10.2023